Bürgerpark Dudeldorf

Neuer Bürgerpark Dudeldorf

Der Rat der Ortsgemeinde Dudeldorf entschloss sich 2017 mit großer Mehrheit zur Umgestaltung des ehemaligen Friedhofs zu einem Bürgerpark mit inhaltlicher Ausrichtung als generationenübergreifendem Lernort. Ziel der Umgestaltung ist es, eine Begegnungsfläche für die Bürger zu schaffen und gleichzeitig den Ort Dudeldorf touristisch aufzuwerten. Dabei soll die bisherige Nutzung als Friedhof und letzte Ruhestätte vieler Dudeldorfer Bürgerinnen und Bürger gebührend respektiert werden. Lernen wird dabei an diesem Ort als verarbeitete Wahrnehmung der Umwelt und Bewusstwerdung eigener Regungen sowie als ein Prozess der Veränderung des Verhaltens, Denkens oder Fühlens aufgefasst.

Mit dem Abschluss der Baumaßnahmen ist die Entwicklung der ehemaligen Friedhofsfläche nicht als abgeschlossen zu betrachten. Es ist ein langfristiges Ziel, den Bürgerpark zu einem Ort fortzuentwickeln, an dem zeitgemäße Kunst und Historie spannungsvoll aufeinandertreffen.

Thematisch-inhaltliche Gliederung „Bürgerpark als Lernort“

Planungkriterien und Gestaltungskonzept

Planungskriterien Ziele

• Respektierung der ursprünglichen Friedhofsnutzung, insbesondere der Grabflächen
• Einbeziehung und Herausstellung der vorhandenen historischen Elemente
• Kostensparende Lösung durch Minimierung der baulichen Eingriffe
• Nachhaltigkeit durch Vermeidung zusätzlichen Unterhaltungsaufwandes
• Ökologische Verbesserung durch Entsiegelung befestigter Wegeflächen
• Schaffung eines Bürgerparks mit überörtlicher touristischer Attraktivität
• Weiterentwicklung zu Skulpturenpark 

Gestaltungskonzept

• Gepflegte Rasenfläche als Bühne, angestrahlte Stadtmauer als Kulisse
• Lineare Erschließung wie bisher in direkter Sichtachse der Philippsheimer Straße
• Endpunkt des Weges Anfang von Dudeldorf, Vitrine mit römischem Dudeldorfer Grabmalquader
• Grabreste ehem. Dudeldorfer Priester,
• Platzfläche vor der Kapelle mit Quellbrunnen aus Corten Stahl und wegebegleitendem Wasserlauf
• Befestigte Vorfläche vor Ehrenmal
• Naturdenkmale Kastanien
• Pflanzbeete entlang Weg und Denkmal  

Inhaltliche Beschreibung „Bürgerpark als Lernort“

Geist des Ortes – Genius loci

Das beschlossene Konzept sieht zunächst vor, am Bestehenden festzuhalten und dem Ort keine neuen modischen Elemente aufsetzen, sondern den historischen, geschichtlichen Kern des Ortes zu suchen und diesen herauszustellen. Hieran anknüpfen soll sich ein inhaltlicher Prozess mit Überlegungen, die eine authentische touristische Nutzung ermöglichen. Den Genius Loci, den Geist des Ortes zu suchen, bedeutet, die Wiederentdeckung der ursprünglichen Informationen des Ortes, seine fundamentalen Charakteristiken, seine Werte und seine eigene Identität zu finden. Die Faktoren, die dieses Authentische des Ortes ausmachen sind verschiedener Natur: baulicher, physischer und geographischer, aber auch historischer und kultureller. Alles zusammen macht den Kern des Ortes aus; seine Seele. Es gilt die Steine zum Reden zu bringen. Immer mehr Menschen sind in einer schnelllebigen Zeit auf der Suche nach dem Wahren, dem Authentischen – in Menschen, in der Landschaft, in der Kultur und in den Produkten. Die Tourismusindustrie versucht mit großem finanziellem Aufwand diese Authentizität künstlich zu reproduzieren. Um wirklich authentisch zu sein, müssen sich Orte und Regionen auf die Suche nach ihrem historischen Kern begeben. Erst wenn wir diesen Genius Loci, den Geist des Ortes gefunden haben, können wir seine Mission formulieren und eine touristische Produktentwicklung anschließen, die echte Nachhaltigkeit garantiert.

„Man erblickt nur, was man weiss und versteht“

Zitat: Johann Wolfgang von Goethe

Der Ort und die ehemalige Friedhofsanlage in Dudeldorf sind maßgeblich geprägt durch die umgebenden baulichen Elemente, welche alle einen zeitgeschichtlichen Bezug aufweisen und kennzeichnend sind für den Ort Dudeldorf sowie Zeugnisse von strategisch-politischen und wirtschaftlich bedeutenden Epochen darstellen.

Stadttor, Stadtmauer

Das obere Stadttor in Verbindung mit dem noch erhaltenen Teil der Stadtmauer sind für den neuen Bürgerpark die dominierenden räumlich prägenden Elemente. Es handelt sich um geschützte Kulturdenkmale. Als einmalige geschichtliche Zeugnisse sind sie kennzeichnend für die Zeit als Dudeldorf Teil des Herzogtum Luxemburg war und die unmittelbare Grenze zum Gebiet des Kurfürstentum Trier bildete. Durch die Verleihungen der Stadtrechte durch Johann den Blinden, König von Böhmen und Herzog von Luxemburg, verbunden mit dem Recht der Stadtbefestigung bildete Dudeldorf eine Grenzbastion des Herzogtums, repräsentierte dessen Macht- und Gebietsansprüche und war auf die Verteidigung der Rechte und auf mögliche Angriffe vorbereitet.

Lerninhalte:

Geschichtlich-kulturelle Zeitzeugnisse in Dudeldorf aus dem 14./15.Jahrhundert Strategische Bedeutung Dudeldorfs im Herzogtum Luxemburg

Blickbezug zum Herrenhaus der sog. Burg Dudeldorf

Das Herrenhaus der Burg Dudeldorf stellt ein weiteres zeitgeschichtliches Dokument des Ortes Dudeldorf dar, in dem sich die ehemaligen sozialen und herrschaftlichen Verhältnisse im Ort widerspiegeln. Die Architektur des „Nassauischen Hauses“ hob sich seinerzeit durch Lage, Volumen, Anspruch und Repräsentanz deutlich von der ansonsten überwiegend handwerklich geprägten dichten Bebauung innerhalb der Stadtmauern ab.

Lerninhalte:

Baukultur 18.Jh. Sozialstruktur und ihre architektonisch-baukulturelle Ausprägung

Zugangstor ehem. Friedhof

Das Zugangstor zum Friedhof bildete ursprünglich das nordwestliche Zugangstor zur Burg Dudeldorf. Bei Anlage des Friedhofes 1809 wurde das Tor versetzt und erhielt eine neue Verwendung. Auf dem linken Sandsteinpfeiler die Figur des Johannes von Nepomuk, und das Wappen der Familie Braun von Schmidtburg und von der Leyen. Auf dem rechten Sockel steht eine Madonnenfigur.

Lerninhalte:

Bildende Kunst 18.Jh.

Friedhofskapelle mit Relikten eines Kreuzweges

Die kleine Kapelle steht als Zeugnis der nahezu 200-jährigen Nutzung der Fläche des neuen Bürgerparks als Friedhof und letzte Ruhestätte vieler Dudeldorfer Bürgerinnen und Bürger. Auch weiterhin soll sie ein Ort der Ruhe und Besinnung sowie des Nachdenkens und der Auseinandersetzung über den Sinn des Lebens und der Vergänglichkeit bilden. Bei der Kapelle handelt es sich um eine rechteckige, mit Krüppelwalmdach gedeckte, ursprünglich offene Kapelle vom Anfang des 19.Jh., die im Zusammenhang mit der Anlage des Friedhofes entstanden ist. Sie hat einen rundbogig geschlossenen Eingang. In ihrem Giebel sind drei barocke Sandsteinreliefs – Kreuzwegstationen – aus dem 18.Jh. eingelassen.

 

Lerninhalte:

Christliche Bestattungs- und Friedhofskultur Bildnerische Kunst 18.Jh.

Denkmal für Opfer von Krieg und Gewalt

Die Gedenkstätte für Soldaten wurde zunächst errichtet für Dudeldorfer Bürger, die als Soldaten im 1.Weltkrieg 1914/18 bei kriegerischen Auseinandersetzungen gefallen sind. Der Gedenkstein wurde später inhaltlich erweitert, indem nunmehr allen Opfern von Krieg und Gewalt hier gedacht werden soll. Neben seiner ursprünglichen Funktion als Gedenkstein soll dieses zeitgeschichtliche Dokument auch zukünftig alle Betrachter und Besucher des Bürgerparks zur kritischen Auseinandersetzung und zum Nachdenken über Krieg und Gewalt anregen.

Lerninhalte:

Gefallene Dudeldorfer Kriegsteilnehmer - Erinnerungskultur 20.Jh. Folgen von Krieg und Gewalt

Ergänzende neue Bau- und Gestaltungselemente:

Abguss eines römischen Fundstückes aus Dudeldorf

Der Abguss eines römischen Fundstückes ist ein Beleg für die Zeitgeschichte von Dudeldorf, dessen Besiedlung nachweislich bis in die Zeit der Römer im Trierer Land zurück geht. Bei dem Fundstück handelt es sich um einen Grabmalquader der ausgehöhlt und mit einer Abdeckung eine sogenannte Aschekiste, heute als Urne bezeichnet, bildete. Zwei Seiten des Quaders sind bildhauerisch gestaltet. Abgebildet wird einerseits eine Jagdszene und anderseits die Szene einer Weinlese.

Lerninhalte:

Erste Besiedlungsspuren Römische Bestattungskultur Bildnerische Kunst in römischer Zeit

Symbol „Pestflämmchen“

Mit der Anbringung eines symbolischen blauen Flämmchens wird eine alte Dudeldorfer Sage aufgegriffen und neu belebt. Die Sage erinnert an schicksalhafte Zeiten in Dudeldorf und auf Epidemiewellen in Dudeldorf in der Zeit um 1550 bis etwa 1640 als die Pest im Ort vielen Menschen das Leben kostete. Der Sage zufolge soll ein beherzter mutiger Bürger das kleine blaue Flämmchen in einen Mauerspalt der Stadtmauer eingemauert haben. Als Folge davon soll die Pest gebannt worden sein. Sieben Jahre später soll der gleiche Mann aus Neugier den Spalt wieder geöffnet haben, wodurch die Pest wieder ausgebrochen sei. Pestflämmchen und Stadtmauer stehen entsprechend der Sage demnach in engem Bezug. Das primäre Ziel des Symbols ist die Erinnerung an schicksalhafte Zeiten für die Bürgerinnen und Bürger in Dudeldorf.

Lerninhalte:

Epidemien in Dudeldorf 15./16.Jh. Epidemiewellen - Auslösung Verhalten in Pandemiezeiten

QuellBrunnen – Wasserlauf – Vergänglichkeit

Wasser als Quell des Lebens in Verbindung mit einem wegebegleitenden Wasserlauf und dem erkennbaren Versiegen und dem Wiedereintritt in die Erde soll symbolisch Kommen und Gehen, Leben, Lauf des Lebens und die Vergänglichkeit, auch des Menschen, auf diesem Planeten verdeutlichen. Dieses gestalterische Element soll zu einer kritischen Auseinandersetzung im Umgang mit Natur, Umwelt und zeitlicher Begrenztheit anregen.

Lerninhalte:

Wasser als Quell des Lebens - Natur Mensch - Zeitliche Begrenztheit

Fortentwicklung des Bürgerparks zu einem Ort der Kunst

Die Anlage des Bürgerparks mit großer Rasenfläche als Bühne und mit der dominanten Stadtmauer als Kulisse bietet sich als Präsentationsfläche für Kunstwerke geradezu an. Vorstellbar sind temporäre Ausstellungen bildender Künstler, aber auch ein langfristig dauerhaft angelegter Skulpturenpark ist denkbar. Ziel ist es, den neuen Bürgerpark zu einem Ort fortzuentwickeln, an dem lokale und historische Elemente vergangener Epochen und zeitgenössische moderne Kunst aufeinandertreffen und Parkbesucherinnen und Besucher zu einer inspirierenden Auseinandersetzung anregen.

Auszeichnung für Dudeldorf

Die Gemeinde Dudeldorf ist mit dem Sonderpreis Innenentwicklung des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" ausgezeichnet worden.
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Dorfrundgang

Historischer Rundgang zwischen den Stadttoren
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